Nach der kleinen Katastrophe, dem "Reset" vom 8. September, wurde mir noch am gleichen Tag ein kleines Wunder zuteil, das ich mir zuerst nicht erklären, nicht fassen konnte, und das jetzt, nachdem es mir erklärt wurde, ein gewisses Geheimnis bewahrend, noch immer als ein heller und doch ferner Stern an meinem La Mina - Firmament steht:
Die Räuber, oder zumindest Bekannte von ihnen, haben mir alle Sachen die keinen ökonomischen Wert für sie hatten zurückerstattet (also alles bis auf die zwei Laptops.) Sie haben mir als ich gerade bei der Polizei war nochmal die Beifahrerscheibe runtergedreht, sind also quasi nochmal eingebrochen um mir meinen Rucksack mit den Sachen in mein Häuschen einzuwerfen. Seinen Augen nicht trauen, ausflippen, Tränen lachen, das alles, ja, und die leise Vermutung ob der eine oder andere Gitano von La Mina vielleicht nicht doch etwas für mich getan hat. Ich hatte Janko Moreno ja gleich nach dem Raub davon erzählt. Also zu seiner Bar, wo wie immer der nächtliche Moreno-Familienrat tagte, Janko erwartete mich schon mit einem gewissen Leuchten in den Augen, mich "ahnungslos" fragend wie es gelaufen ist. Auf meine Rück-Frage hin erklärte ER mir dann wie es gelaufen ist: Er hat "einige Freunde" von ihm mit Kontakten zur "Unterwelt" gebeten, sich umzuhören, und im Falle einer Auffindung der Täter dafür zu sorgen dass die wertlosen Gegenstände wieder zurückkommen. Was dann auch eintrat. Des weiteren hiess es, dass es 1. keine Leute von La Mina waren und 2. auch nicht klar ist ob es Gitanos oder Payos waren. Mehr Information dazu gab es nicht - und die Art und Weise wie sich Janko z.B. darüber aufgeregt hat dass die Polizei nicht gleich Fingerabdrücke nahm (sprich er will auch dass man sie fasst) lässt mich vermuten dass die Morenos tatsächlich nicht wissen wer es war, dass sie mir diese Info nicht vorenthalten.
Sprich, Herr Moreno J. hat über seine Beziehungen ein mächtiges Informationsnetzwerk zur Verfügung, das auch aktiv als ein Instrument verwendet werden kann und in soziale Bereiche und Untiefen hineinreicht die wohl außerhalb jeder Anthropologenreichweite stehen, zumindest außerhalb der Meinigen. Die Zugangsbedingung für Janko ist: Diskretion, das heisst keine grossen Fragen stellen. Und sicherlich sehr bestimmtes Auftreten, Argumentieren, Fordern.
Morgen dürfte ich wieder einen Laptop haben und dann bin ich infrastrukturell wieder halbwegs geheilt, und um eine sehr profunde Felderfahrung reicher.
Dieser Blog soll Medium sein für die Vermittlung und Reflexion meiner Feldforschung für die Diplomarbeit in Barcelona/ESP, Thema "Protestantische Kirchen als soziokulturelles Problem in spanischen Romacommunities". So bin ich hier auf mich allein gestellt, die Fittiche von Schule, Arbeitgeber, Uni hinter mich lassend, mein erstes *eigenständiges* Projekt, mein Kind quasi, bin somit Alleinerzieher von meiner Th_er_ese, eher antiautoritär, glaube ich: Entwickeln und entwickeln lassen.
Zur Orientierung: Eintraege sind nach Datum von unten nach oben sortiert.
Legende
La Mina: Das Viertel in dem ich lebe und arbeite
CCG: Centro Cultural Gitano de La Mina - Kulturzentrum urspruenglich andalusischer Gitanos in La Mina
Culto: Evangelische Pentecost-Kirche mit hohem Gitanoanteil
CCG: Centro Cultural Gitano de La Mina - Kulturzentrum urspruenglich andalusischer Gitanos in La Mina
Culto: Evangelische Pentecost-Kirche mit hohem Gitanoanteil
Paco Moreno (alle Namen geändert): Praesident des CCG und Flamencopurist
Janko Moreno: Bruder von Paco, Barbesitzer, Flamenco-Fusionist
Kiko: Ein alter Gitano und wichtiger Gesprächspartner
Mateo: Gewährsmann im Culto, Mentor
Janko Moreno: Bruder von Paco, Barbesitzer, Flamenco-Fusionist
Kiko: Ein alter Gitano und wichtiger Gesprächspartner
Mateo: Gewährsmann im Culto, Mentor
payo/paya: Nicht-Gitano / Nicht-Gitana, emic-Begriff
quinquillero_a: Nomad_in, der/die wie ein Gitano lebt aber ethnisch keine_r ist, auch emic
mestizo_a: Jemand, der genetisch 50/50 Gitano/Payo ist
Sonntag, 16. September 2012
Samstag, 8. September 2012
Ladrones - Cabrones
Hallo liebe Leute,
ich feiere wieder einmal fröhliche Urständ´ hier - mich drehts durch die Mangel, ich sags euch, ich geniesse wieder einmal die Wonnen der Randbereiche des Ertragbaren, das gute Adrenalin und sonstige endogene Substanzen die Körper in diesen Randbereichen gnädigerweise pflegt auszuschütten, und aus dem Affekt, und auch weil ich nach diesem Tag sehr, sehr müde bin, stelle ich jetzt einfach die Beschreibung des Tathergangs in Mundart rein, so wie ich es gerade meiner Familie geschrieben habe, vielleicht auch um hier ein wenig zu demonstrieren aus welcher Ecke ich komme, ich entschuldige mich schon mal bei allen die sich damit vielleicht schwer tun, sicherlich versteht ihr die "message":
>> Ich melde mich aus einem ganz konkreten anlass, ich wünschte er wär weniger konkret: Und i muass mi kurz halten weil i sehr müde bin:
I hob die nacht am strand verbracht, mit dem bus, heit also direkt an den strand usw, hob mi dann zu aner theatergruppn dazuagsetzt, 200 m vom abgsperrten bus, blick vom bus weg, halbe stunde bei senen, dreh mi um und siehg dass si der bus a bissl bewegt - komisch - net rollen sondern wackeln, er wackelt irgendwie, dann sieg i dass in der fahrerkabine die schaumstoffmatratzn durch die gegend fliagt, dann sieg i dass a typ danebensteht und wache steht. I lauf los wos geht, sie hupfn ins auto, fahrn los, i stell mi ihnen entgegen, er reisst den lenker herum, hot des fenster offen, i hak ein, schrei ihnen wos rein, wü intuitiv des auto festhalten oba des geht holt leider net, kann sie leider nur passieren lossn, dastehn und zuaschaun wie sie wegfahrn, meine sachen, da war i mir schon sicher dass vü föhlt, und es föhlt vü, sehr richtig: beide laptops, handy und verdammt nochmal der rucksack mit dem gödtaschl, alle karten wieder weg, und der reisepass. Die sonnenbrün von eich.
Es is echt hoat, i hob heit no nix gscheits gessen, mir tuat olles weh, aber im kopf bin i wenigstens kloa, sehr "aufgwocht", jetzt.
Des aanzige wos mi wirklich anzipft is dass i jetzt wieder olles organisiern muass, aber des kann i so veroarbeitn dass is als oarbeit seh - is holt jetzt mei oarbeit, hauptsächlich.
Aber wos mi wirklich anzipft is dass i si net derwischt hob, körperlich, i hätt sie gern irgendwie - dawischt. Wenigstens a gscheite watschn im vorbeifahrn für sie.
Die Theatergruppn hot sie auf video, sie ham a die nummertafel lesen können aber die typen ham zwei nummern überpickt. Die polizei kann nix für mi tuan ausser verlustanzeige, und die gitanos a net. Des video wird glaub i a nix höfn, die san über olle berge.
Und falls eich sorgen mochts dass es do zu gfährlich is und so: Des woar NET in meim viertel, ok? Es war in der nähe, am strand, und des hot mitm viertel nix zum tuan. Weils in der nähe is kann ma a davon ausgehn dass es kane leit ausm viertel woarn, die die raubern raubern woanders, logischerweis, weiter weg .
>>>
Gut, so schauts aus, mir sind praktisch alle Mittel zum Arbeiten genommen, auch das Aufnahmegerät, mein Hand-Feldtagebuch, alles.Was bleibt ist die digitale Sicherungskopie des Feldtagebuchs ( einige Tage sind verloren ) und die Literatur. Daran waren sie nicht so interessiert scheint es hahaha.
Was bleibt, ist das "Da-Sein", der Vorfall is ja durchaus sehr klärend, hab jetzt das Gefühl, sehr "klar" auf meine Aufgabe zugehen zu können, und jetzt auch ohne Angst in die Messen gehen zu können, die ich bis jetzt zum Teil regelrecht als "schwarze Messen" erlebt habe und mir Sorge um meine psychische Gesundheit bereitet haben, aber jetzt kann mich ganz einfach nichts mehr schrecken - das Erlebnis, die Erfahrung, mich den Ungustln frontal entgegenzustellen, ganz fest, ist für mich neu und gibt mir viel Kraft. Das Kämpfen selbst ist nicht schlimm, es hat ein ungeheuer schönes Moment, vorausgesetzt man kämpft wirklich, das Schlimme ist dagegen das nichts-tun-können... und das wars am Ende, als sie wegfuhren. Das ist es, im Nachhinein gesehen, das Schlimme ist dass ich nicht 10 Sekunden früher hinkam um sie wirklich zu stellen.
Und das Schlimme ist schon auch dass ich jetzt erst mal ohne Computer dastehe, aber da werde ich mir schon was organisieren.
Gut, und morgen fahr ich in Urlaub, directamente, ein, zwei, Tage, das Konsulat und die Bank und die Behörden und wie sie alle heissen müssen warten.
Freitag, 7. September 2012
ES GIBT JETZT EINEN GASTACCOUNT
mir war bis jetzt nicht klar dass man ein google-Konto braucht um einen Kommentar posten zu können, ok also hier ein Gast-Konto, dh. ihr könnt auch anonym posten:
gastname: bronislawamalinowski (ein markiger Name, gut zu merken aber achtung: gegendert!!!)
passwort: zeltimfeld
Ich mein, ihr müsst nicht, aber ich freu mich natürlich immer über Beiträge...
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